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Hört die Diversität beim Alter auf?

Mar 14, 2024
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Table of contents
  • Berührungsängste zwischen den Generationen abbauen
  • Dann kommt man zurück und hat total Lust aber zu alt für alles Mögliche. Was soll das?

In unserer Themenreihe „Gespräche zum Thema Vielfalt“ sprechen unsere beiden Kolleginnen Christin und Nina mit der Diversity-Beraterin Annika von Redwitz über verschiedene Fragen zum Thema Vielfalt. Die Gespräche sind anhand von groben Themenblöcken geführt worden und primär eine Wiedergabe von persönlichen Erfahrungen und Meinungen.

Wir unterteilen das Gespräch in fünf Themenblöcke und veröffentlichen in den nächsten Wochen einen nach dem nächsten. Wir hoffen, Euch gefällt das Format!

Nina: Lasst uns über das Thema Altersdiskriminierung sprechen. Christin und ich kommen ja beide aus einem Umfeld, in dem das Durchschnittsalter sehr jung ist und es sehr wenig ältere Mitarbeitende gibt. Ich weiß nicht, wie das in den Unternehmen ist, mit denen Du zusammenarbeitest, Annika – ist es da andersherum?

Berührungsängste zwischen den Generationen abbauen

Annika: Eher umgekehrt. Das Thema geht ja in beide Richtungen. In sehr großen Konzernen, gewachsenen Unternehmen, in denen viele Leute lange bleiben, da haben häufig die Jüngeren einen schweren Stand. Sie werden oft nicht ernst genommen, oder die Älteren wollen ihr Wissen nicht weitergeben, weil sie sich bedroht fühlen, im Sinne „Diese jungen Menschen machen mit meinem Wissen Karriere und ich bleibe auf der Strecke. Ich bekomme sowieso keine Gehaltserhöhung mehr, weil ich schon seit 25 Jahren hier bin und schon so viel verdiene.“ Also, das Thema Altersdiskriminierung gibt es in beide Richtungen und deswegen ist es unheimlich wichtig, dass die verschiedenen Generationen miteinander sprechen. Mein Vorschlag wäre hier, wichtige Projekte an Tandems zu vergeben, oder Reverse Mentoring-Programme aufzusetzen, sodass man voneinander lernt. So werden Berührungsängste zwischen den Generationen abgebaut. Ich habe viele Workshops zu dem Thema gemacht. Wenn man die Gruppen z. B. getrennt befragt, erst die Jüngeren für sich, dann die Älteren und dann alle zusammen, dann merkt man, dass, sobald alle zusammenkommen, die Älteren häufig die Jüngeren in den Boden reden. Die Jüngeren haben dann nicht mehr viel zu sagen. Aber ich weiß auch nicht, wie man sich als älterer Mitarbeitender in einem Start-up fühlt.

Christin: Weiß ich tatsächlich auch nicht. Das ist eine Personengruppe, wenn man das so sagen kann, mit der ich sehr wenig zusammengearbeitet habe. In allen Tech-Firmen, bei denen ich bisher gearbeitet habe, war das Durchschnittsalter im Team ungefähr mein Alter oder etwas älter, aber ich habe noch nie mit jemandem über 50 zusammengearbeitet.

Annika: Möchtest Du mit mir arbeiten?

Christin: Ja, ich finde es wirklich schade, weil ich glaube, dass auch gerade das Thema Erfahrungen, nicht nur was den Job direkt angeht, sondern auch Lebenserfahrung, geteilt werden kann. Oder auch andersherum. Ich habe zum Beispiel eine Nachbarin, die sich gerne bei einer Plattform für Nachbarschaftshilfe in Berlin anmelden wollte. Da kann man Anzeigen schalten, wie „Ich suche jemanden, der für mich einkaufen geht“. Sie hatte dazu eine Werbung im Briefkasten und kam dann zu mir, weil sie gar keinen Computer hat und nicht wusste, wie sie sich anmelden soll. Ich bin jetzt für sie ein bisschen der Mittelmann, oder die Mittelfrau, die die Anzeigen für sie schaltet und die Antworten an sie weiterleitet. Das wäre sicherlich nicht passiert, wenn in dem Unternehmen mehr ältere Menschen arbeiten würden. Die Hauptzielgruppe dieser Plattformen sind schließlich ältere Menschen, die Unterstützung brauchen, aber keiner hat darüber nachgedacht, dass sie vielleicht kein Smartphone oder einen anderen Zugang zu Internet haben. Und selbst bei uns ist das eine unterrepräsentierte Gruppe, z.B. auch was das Thema Schriftgrößen angeht.

Nina: Ich glaube, es gibt hier auch noch wahnsinnig viele Vorurteile. Ich kann mich da ehrlich gesagt auch nicht von freisprechen, dass man auch in unserem sehr flexiblen Arbeitsumfeld schnell auf Gedanken kommt, wie „Würde der- oder diejenige mit so vielen Veränderungen klarkommen?”

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Dann kommt man zurück und hat total Lust aber zu alt für alles Mögliche. Was soll das?

Annika: Im Spiegel war vor Kurzem ein Artikel über ältere Manager:innen, die Angst haben, dass sie nicht mehr ernst genommen werden im Kontext der Digitalisierung und diese ihnen nicht zugetraut wird. Nur jung kann digital, glaubt man. Dropbox hat hierzu eine Untersuchung mit älteren Mitarbeitenden gemacht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie sehr wohl mithalten können.

Und nicht nur das, auch Talent-Förderungsprogramme sind so ein Thema. Das erlebe ich auch in meinem Netzwerk. Ich bin ja selber Mitte 50 und kenne viele Leute, die sehr lange im Unternehmen sind. Und gerade Frauen, die, so wie ich, auch eine Pause gemacht haben als die Kinder klein waren, haben hier Schwierigkeiten. Dann kommt man zurück und ist vielleicht 40 Jahre alt, hat aber total Lust, endlich wieder arbeiten zu können und dann ist man schon zu alt für alles Mögliche. Was soll das? Schließlich hat man noch 25 Jahre zu arbeiten. Also, Unternehmen sollten überlegen: Wie nehmen wir unsere älteren und unsere jüngeren Mitarbeitenden mit auf die Reise – sowohl bezogen auf Talentförderungsprogramme als auch auf Digitalisierung. Man muss eine Kultur schaffen, die alle Altersgruppen mitnimmt und Herausforderungen gemeinsam angeht.

Hier geht's zur nächsten Folge der Reihe mit Annika von Redwitz:
Vielfalt der individuellen Lebensstile durch flexibles Arbeiten

Annika von Redwitz ist zertifizierte Beraterin für Diversity Management und Coach. Sie ist in Schweden geboren und aufgewachsen, seit 1990 lebt und arbeitet sie in Baden-Württemberg. Von 1990 bis 2015 hat sie bei SAP SE internationale Teams geleitet und dabei gelernt: Erfolg hat, wer ein Augenmerk auf Vielfalt legt! Dabei geht es ihr darum, die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen und ihnen Raum zu geben. Wenn ein Arbeitsklima der Akzeptanz und des gegenseitigen Vertrauens geschaffen wird, steigt die Produktivität, die Mitarbeitenden sind zufriedener und der Innovationsgeist wird gestärkt. Diese Erfahrung gibt Annika heute mit Begeisterung und schwedischem Akzent an ihre Kunden weiter. Sie unterstützt sie, das passende Diversity Management und eine wertschätzende Kultur zu implementieren. Bei Vorträgen, Workshops, Trainings oder Coachings stellt sie die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens in den Fokus.

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